Dalmatien umfaßt den gesamten Süden Kroatiens von Starigrad- Paklencia am Füße des Velebitgebirges bis zur Bucht von Kotor im heutigen Montenegro. Auf einer Fläche von etwa 12000 Quadratkilometer leben hier knapp eine Million Menschen, hauptsächlich Kroaten. Die Einteilung in die Bereiche Nord- Mittel und Süddalatien ist sowohl eine Politische, als eine Touristische Einteilung, die Geschichte aber umfasst alle Teile Dalmatiens. Aus diesem Grund haben wir sie hier auch unter einem Block aufgeführt.

Bis 1995 waren das Hinterland von Zadar und Biograd sowie die Region um Knin größtenteils mehrheitlich von Serben besiedelt. Nach der Rückeroberung der sog. „Serbischen Republik Krajuna“ im Sommer 1995 durch kroatische Truppen flüchteten fast alle Serben – wie 1991 die Kroaten – aus dieser Region. Nunmehr sind diese Gebiete weitgehend zerstört und menschenleer. Eine Rückkehr der serbischen Bevölkerung erscheint voerst als ungewiß.

Die Küste und die Inseln blieben vom Krieg dagegen weitgehend verschont. Bis auf die Region um Split und Zadar ist Dalmatien dünn besiedelt. Insbesondere die Inseln haben eine geringe Bevölkerungsdichte von unter 50, Solta und Mljet sogar von unter 25 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Benannt ist das Land nach den Dalmatern, einem illyrischen Volksstamm, der sich im zweiten und ersten vorchristlichen Jahrhundert lange erfolgreich gegen die Römer zur Wehr setzte. Bis dahin konnten die Römer, wie zuvor die Griechen, lediglich einige Kolonien an der Küste gründen. Erst im Jahre 33 vor Christus konnten Truppen von der anderen Adriaseite Dalmatien vollständig unterwerfen. Die römische Provinz Dalmatiaentwickelte sich zu einer wohlhabenden und ruhigen Region im Römischen Reich. Erst die Völkerwanderungszeit beendete dieses goldene Zeitalter nach über 400 Jahren. Zuerst zog Alarich I., mit seinen Westgoten von Griechenland kommend, durch Dalmatien. Der romanischen Bevölkerung in den Küstenstädten, die Mittlerweile zum Oströmischen (Byzantinischen) Reich gehörten, drohte durch die Ankunft der Awaren und Slwaen weitere Gefahren. Erst nachdem sich die Kroaten
niedergelassen und das Christentum angenommen hatten, kam es allmählich zu einer Vermischung mit der romanischen Küstenbevölkerung.


Die Inseln und Küstenstädte Dalmatiens blieben nun bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts ein ständiges Streitobjekt zwischen dem kroatischen und später dem ungarisch- kroatischen Königreich einerseits und Byzanz und Venedig andererseits. Trotz der politisch unsicheren Zeiten blühten die dalmatinischen Städte im Spätmittelalter auf, was sich in den glanzvollen Bauwerken aus jener Zeit ablesen läßt. Erst 1409 erlangten die Venezianer die Herrschaft über ganz Dalmatien.

Ganz Dalmatien? Nein:

Der kleinen Seerepublik Ragusa (Dubrovnik) gelang es mit einer klugen Diplomatie und Tributzahlungen, Jahrhunderte lang autonom zu bleiben. Erst Napoleon löste 1808 die selbständige Adelsrepublik auf. Im 15. Jahrhundert bedrohten erstmals die Türken Dalmatien. Die Eroberungen des Osmanischen Reiches auf dem Balkan löste eine Fluchtwelle aus, infolge derer sich Serben auch in Nord- und Mitteldalmatien niederließen.

Dalmatien war nun – nach der Entdeckung neuer Seewege – in eine geographische Randlage geraten. Verheerende Pestepidemien beschleunigten den wirtschaftlichen Niedergang. Auch diese Entwicklung läßt sich heute noch an den Bauwerken ablesen: Überregional bedeutende barocke Gebäude such man hier vergebens. Im 19. Jahrhundert wurde Dalmatien, bedingt auch durch den Verfall des Weinanbaud wegen des Aufkommens der Reblaus und dem Ende der Segelschiffahrt durch modernere Dampfschiffe, zu einem Auswanderunsland. Bis 1878 blieb das Osmanische Reich (in Bosnien und der Herzegovina) der gefürchtete Nachbar des bis 1797 venezianischen und später – mit einer kurzen französischen Unterbrechung – österreichischen Dalmatiens. Auch in der Donaumonarchie gewann Dalmatien nicht den Anschluß an den allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung Europas um 1900.

Während Istrien und die Kvarner- Region bereits von dem beginnenden Fremdenverkehr profitierten, blieb Dalmatien wegen der schlechten Straßen und dem Fehlen von Eisenbahnverbindungen auch in diesem Bereich lange Zeit zurück. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Dalmatien zum „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“, dem Land, das sich später „Jugoslawien“ nannte. Lediglich die alte Hauptstadt Dalmatiens, Zadar (Zara), sowie die Insel Lastavo (Lagosta) und einige kleine Eilande in der Südadria wurden Italien zugesprochen. 1941 annektierte Mussolini jedoch das dalmatinische Festland von Novigrad bis Split und sämtliche Inseln Dalmatiens bis auf Brac und Hvar. Nach zum Teil schweren Kriegszerstörungen (insbesondere in Zadar) im Zweiten Weltkrieg kam das gesamte Dalmatien zur jugoslawischen Teilrepublik Kroatien.


In den folgenden Jahren erholte sich die Region wirtschaftlich, wozu der Tourismus erheblich beitrug. Als dann jedoch 1991 der Bürgerkrieg im auseinaderfallenden Jugoslawien ausbrach, waren die Folgen für Dalmatien besonders gravierend: Durch die Eroberungen der Krajina- Serben um die Stadt Knin wurden die für Dalmatien lebenswichtigen Landverbindungen zum übrigen Kroatien unterbrochen.

Auch die Brücke von Maslenica, nördlich von Zadar, die sich in der Reichweite serbischer Artillerie befand, wurde zerstört. Die Maslenica- Brücke wurde – rechtzeitig vor den Regionalwahlen – von der kroatischen Regierung im Frühjahr 1997 feierlich wiedereröffnet. Erst im Sommer 1995 konnte nach der kroatischen Rückeroberung der Krajina unter großem Jubel der Bevölkerung nach vier Jahren der erste Zug aus Zagreb wieder in Split einfahren. Als sichtbare Folgen diesen Krieges blieben zerstörte Städte und – nach der Flucht des serbischen Bevölkerungsanteils- menschenleere, ausgebrannte Dörfer im norddalmatischen Hinterland zurück.