Klima, Wind und Wetter.

An der Küste Kroatiens herrscht mediterranes Klima, d. h. nicht zu heiße Sommer und gemäßigte Winter. Allerdings weht die Bora, ein Fallwind aus Nordosten, der im Herbst und Winter kalte Kontinentalluft verbunden mit starken Stürmen und eiskalten Winden verursachen kann. Dieser Wind bringt ab und an auch im Frühsommer starke Abkühlung auf windungeschützter nackter Haut.

Beste Reisezeit für Badefreunde ist von Juni bis Anfang September, für Sportler, Naturliebhaber und Kunstbeflissense auch schon der April / Mai, und vor allem für den Süden Dalmatiens der Herbst mit seinem immer noch aufgeheizten warmen Meerwasser.

Der Sommer kann teils auch unerträglich heiß werden, wenn sich gar kein Lüftchen mehr rührt. An Kleidung sollte man alles berücksichtigen: von Regenkleidung bis hin zu Sommersachen – und auch den warmen Pullover für alle Fälle ( außer im Hochsommer ) nicht vergessen! Badeschuhe für Felsküsten sind von Vorteil und ermöglichen einen sicheren Einstieg ins tiefblaue Nass.

Von wilden und sanften, kalten und warmen Winden

Bei uns tragen die Winde meist nur Herkunftsbezeichnungen. Wenn sie aus Nord blasen, heißen sie Nordwinde, die aus Westen kommenden Westwinde – und so weiter in den Richtungen der Windrose. Das ist eigentlich seltsam. Denn den Winden ist manche Gewalt über Menschen und Menschenwerk gegeben, und vielerlei Wesen steckt in ihnen. Aus derselben Himmelsrichtung kommt einmal ein Wind als leises, stetes Wehen – und dann wieder tückisch, lärmend und gefährlich.

Man dürfte die Winde nicht nur nach den Himmelsrichtungen benennen. Die Völker im Süden Europas sind phantasievoller. Sie reden die Winde persönlich an, mit klangvollen Namen, denen man gleich anmerkt, was für Eigenschaften sie bezeichnen. So möchten wir einmal versuchen, Ihnen die vier wichtigsten Winde zu beschreiben und zwar so, wie der alte, kroatische Kapitän sie Ihnen erklären würde.

Winde, die jeder Käpitän und jeder Segler kennt, und vor denen Sie eine besondere Hochachtung haben, denn es kann sehr gefährlich werden, da draußen auf dem Wasser.

So zum Beispiel die Bora, die auf dieser Aufnahme den Himmel schier aufzureißen scheint.

Die Bora stürmt aus Nordosten oder Osten her. Mit kalten und heftigen Stößen stürzt sie zur Winterszeit und im Vorfrühling von den baumlosen kroatischen oder illyrischen Bergen herunter. Weiter Südöstlich, in Griechenland, heißt die Bora „Boreas“. Der Sage nach ist der Boreas ein Sohn des Astraios und der Eos. Seine Wohnung ist eine eisige Höhle im Haimongebirge, wohin er, eingewickelt in seinen Sturmmantel, Erechtheus Tochter Oreithyia entführt hat.

Die Boreaden Kalais und Zetes sind seine Söhne, ungestüme und jauchzende Gesellen, die am Argonautenzug teilgenommen haben. Als Jason nach Kolchis am Schwazen Meer fuhr, um das Goldene Vlies zu holen blähten die Bora braust, werden Straßen und Plätze menschenleer. Sie drückt zu Boden, stülpt Regenschirme um, deckt Ziegeldächer ab, reißt morsche Fensterläden aus dem Rahmen, und die Spucke ihres Zorns fliegt als weißer gepeitschter Schaum über die Hafenmauern, wo die Bora Schiffe von den Tauen reißt, die Segelstangen bricht und den Booten die Holzrippen zerquetscht.

Ich sah die Bora mit langen Schneefahnen im Haar. Die kalten Finger waren mit funkelnden Eiskrallen besetzt und warfen prasselnde Hagelkörner an die Hauswände. Die Bora ist ein gewalttätiger und roher Wind, aber sie reinigt. Sie fegt den Unrat einer langen und stickigen Sommerzeit aus den verwinkelten Gassen dalmatinischer Hafenstädte. Die Bora ist finster, ein trampelnder, zorniger, ungezähmter Stier. Sie ist ein brüllender, maßlos schreiender Bergtitan. Mit Trommeln und Posaunen steigt die Bora aus den Klüften und von den grauen Berghöhen, ein kriegerischer Wind, bereit zu Feuersbrünsten und Zerstörung, zu Überschwemmungen  und Verwüstung. Ihr apokalyptischer, zerstampfender Ritt hinterlässt Scherben und Fetzen, Splitter und Trümmer.

Dieser Ostwind hat flatternde Haare auf der Brust, ungeschlachte Arme und Fäuste, die den gemütlichen Wein – und Warenschiffen die Ladungen aus Leibern reißen, über Bord spülen und sie schließlich irgendwohin an eine steinige und zerrissene Inselküste rollen. Die Bora verschwindet so rasch und jäh, wie sie gekommen, Tränen, Leid, Flüche, Verwünschungen hinter sich lassend. Die norddalmatinische Insel Pag oder Pago wird besonders böse von den Bissen der Bora angefallen. Über und über sie vernarbt, und ihre Hochflächen sind von jeglichem Baumwuchs entblößt, da die Bora vom gegenüberliegenden Velebit- Gebirge besonders wild herunter stürmt und über den schmalen und langen Meeresarm, den Velebitski- Kanal, nach dem schutzlosen Inselgestade greift, Baum und Gesträuch zermalmend. Sie reitet auf großen Fahnen salzigen Wassergischtes über die Insel.

Weite Strecken der Insel sehen dann aus, als seien sie von einem tödlichen, weißen Reif bedeckt. Doch es sind die zurückgebliebenen Salzkristalle, die weiterhin in der Sonne glitzern, wenn sie durch das Gewölk bricht.

Die Tramontana

Die Tramontana ist kühl. Kommt mit frischem Atem von den Bergen herunter und schmeckt nach Stein, Schatten, Schlucht, Gesinter, herben Kräutern und nach dem bitterem Auswurf der Geier. Sie hat in der Stimme das Gepolter von Felsbrocken.

Auch den rauschenden Klang von fallendem und in den Abgründen tosenden Wasser.Sie treibt den Schleier der lauen Wrme vor sich her und jagt ihn in das Meer hinaus. Frösteln macht ihre Luft, die gewürzt ist mit dem Geruch zerbröselnden Kalkgestein und mit dem Dunst, den schutz- und wärme suchende Schafherden ausströmen. Ich sah auf ihrem Weg die Adlerfeder fliegen. Ich sah sie mit goldgelben Blütenhelmen spielen und von den Felswänden herunte rwirbeln, wo die langen Lanzen der Ginsterbüsche leuchteten. Und wenn ich näher hinhörte, brummte einen Bärenstimme mit, die die Tramontana bedeutet: in den Mantel schlüpfen,einen Schal um den Hals knüpfen, ein Feuer im  offfenen Kamin entfachen, das Stelldichein auf dem Parkweg absagen, nicht mehr vor dem Cafe sitzen, sondern im verräucherten Gastzimmer.

Unter ihrem Anprall zerstäubt der Strahl der springenden Brunnen zu einem Geflatter in Unordnung geratener Tropfen. Die Tramontana putzt in der Nachtzeit die Sterne blank. Sie treibt das Geheul der Dorfhunde vor sich her, die mit eingezogenen Schwänzen vor den Stalltüren sitzen und frieren. Sie hat die abgerissenen Blätter der Eichen, der Weißbuchen, des Dornstrauches, der Kastanien und des Ahorns in den Händen und schleift sie als wirbelnde Girlanden eine Wacholderbeere in die Hand, und ich mußte plötzlich an den Norden denken, an die Heide und an die kalkigen Hügelkämme, darauf die Heere der Wacholderdrosseln zufolgen, um sich zu mästen.

Der Schirokko

Der Schirokko bläst aus südöstlicher Richtung. Es gibt einen erschlaffenden Schirokko, der den Menschen Bleikugeln anhängt, Schwermut, Müdigkeit, Unwillen und Trägheit. Es ist jener Schirokko, der traurige Gedanken bringt, Gedanken an Selbstmord und Schlaf. Er ist der Wind der Zwietracht, ein Schlangen wind, der mit seinem Gezüngel die blaue Welt vergiftet und sie mit einem fahlen und grauen Dunststrick erwürgt. Er hat die trockene Bösartigkeit, die heftig auf die trockene Bösartigkeit, die heftig auf die Schläfen drückt und das Herz belastet. Dieser Schirokko sät Zorn und Heimtücke, Lüge und Wut,Eifersucht und Raufereien.

Er müßte eigentlich Regen, Lösenden, einlullenden und besänftigenden Regen spenden. Aber er tut es nicht immer; denn es gibt auch einen Schirokko, der das Blau des Südens noch bezaubernder macht, als es schon ist. Und dann malt er den Himmel mit Perlmutterglasur aus, zieht grüne und gelbe Fäden nahe heran undtaucht sie in eine gläserne Umrißhärte.

Dieser Schirokko macht fröhlich, ausgelassen, unbeherrscht. Er verzaubert manchen Matrosen in einen lüsternen Satyr, der am liebsten die Frauen und Mädchen in das Oleandergebüsch schleifen möchte, um sie mit Küssen zu bedecken. Dieser Schirokko erregt Durst nach Wein und Schnaps. Er hat Dolchspitzen. Sie stechen die Haut, sie stechen das Gehirn, sie stechen das Blut. Die Katzen schreien, wenn er weht, besonders quälend. Mit gesträubtem Fell jagen sie über die Gartenmauern.

In den Augen der Mädchen funkelt ein unruhiges Feuer. Sie lachen und wissen nicht warum. Sie glühen und wissen nicht warum. Sie sitzen auf den Balkonen und träumen Maßloses mit
offenen Augen.

Der Libeccio

Der Libeccio ist der Südwestwind, ein richtiger Meerfahrer. Er trägt ein feuchtes Gewand, das er über die rollenden Wogen des offenen Meeres geschleift hat. Er erzählt von Tritonen und wiederholt ihren hohlen Ton, den sie, auf großen Muscheln blasend erzeugen. Er hat die Wellen über den Rücken der spielenden Define gewälzt.

Er hat die Fischerbarken vor den Klippen beim Bergen der Netze umgeworfen. Er gibt dem Meere einen dumpfen und unwilligen Zorn. Mit ihm kommt der Regen, ein scgräger Regen, der gegen die zernagten Klippen schlägt und mit dem Gischt der auseinanderbrechenden Wellen sich mischt.

Er drängt herrlichen Meeresduft in die Gassen – den Duft von Salz, Fischen, Teer, Tang und endlicher Weite. So liebe ich den Wind. Man muß etwas Feuchtes,

Ozeanisches riechen: vermorschtes Holz, abgerissenes verfaulendes Seegras, das scharfe Salz, das Sterben der losgerissenen schwarzen Seeigel, die Verwesung der bleichen Fische, die von der Flut herangetragenen Schalen der Dickhornschnecke und des gemein Seeohrs, man muß einen fernen Schiffbruch spüren, die Pulverschwaden mittelalterlicher Seeschlachten, die Rostbäune versandeter Anker und den gurgelnden Schrei der Ertrinkenden.

Der Libeccio nimmt oft die Gewalt und Wucht des Sturmes an, und in der Nacht heult er wie tausend winselnde Hunde. Er drückt die Dächer der Uferhäuser ein und bläst die Öllichter auf den Mauertreppen aus. Er schlurft um die Leuttürme an der Küste mit schleifenden Schritten, reißt plötzlich ein alten Tor auf und dreht es kreischend in den Angel hin und her.

Er weint, schluchzt, heult und faucht – ein Tier, das auf Raub ausgeht. Wenn der Morgen graut, hat er das Boot vom Pflock gerissen. Kieloben treibt es weit draußen auf den grauen Wellenkämmen und verschwindet in den undurchsichtigen Regenböen.

Der Maestral

Eine seltsame Mischung ist der Maestral: halb trocken und kalt, halb feucht und regnerisch; denn sein Geburtshaus ist der Nordwesten. Er hat das alte und einsame Patrizierhaus am Meere zum Seufzen gebracht, um dann wieder eine Weile ruhig zu sein. Er stieg tief in den Kamin hinein, um mir etwas vorzuheulen und die Fledermäuse aus dem verräucherten Versteck zu jagen.

Der Maestral ist ein Weltwanderer seit Ewigkeit und schleppt gerne Regen mit sich. Und diesen Regen legt er wie einen Mantel auf das ausgedörrte Hausdach.

Danke, Maestral! Die großen Zisternen, worin der Wasservorrat für die Küche und die Wäsche gesammelt wird, sind im heißen Sommer schon recht leer geworden. Getrunken habe ich das Wasser nicht; denn es schmeckt fad und ausdruckslos, mit einer Spur von zugesetztem Kalk Aber im schwarzen  und starken Kaffee nach türkischer Art war das vom Maestral gebrachte Wasser angenehm.